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Leichtathletik

Der TSV hat einen zweifachen Sprint-Weltmeister

Das ist für den TSV keine alltägliche Nachricht: Der Senioren-Leichtathlet Gert Brenner ist zweifacher Weltmeister. Bei den Titelkämpfen in Tampere (Finnland) ging der 70-Jährige mit den Staffeln über 4x100 Meter und 4x400 Meter für den Deutschen Leichtathletik-Verband als Erster durchs Ziel. Herzlichen Glückwunsch! Spätestens mit diesem Doppelerfolg reiht sich Gert Brenner in den Kreis der Sportlegenden des Vereins ein.

Gert Brenner Doppel Weltmeister 2022 09Gerade noch mal Glück gehabt! Um ein Haar wäre die Anreise in die südfinnische Großstadt Tampere missglückt. „Ein Flug wurde gestrichen. Glücklicherweise kamen wir im nächsten Flieger mit, aber dafür dann sehr spät an“, erzählt der frischgebackene zweifache Weltmeister von den Widrigkeiten vor seinem ersten Start. Im heimischen Fleinsbachstadion präsentiert der Senior gut zwei Wochen nach dem Titelgewinn seine beiden Goldmedaillen und die Urkunden. Die Verzögerung war zwingend notwendig, denn der Leichtathlet hatte von den Wettkämpfen nicht nur die Trophäen, sondern auch eine Corona-Infektion mitgebracht. „Aber jetzt ist wieder alles gut“, versichert Brenner. Er fühle sich fit, sagt er und sprüht vor Tatendrang: „Am Sonntag starte ich über 100 und 200 Meter bei den Baden-Württemberg Masters in Weinstadt“. Ein Ausflug, der sich gelohnt hat. Wir notieren: 29,71 Sek. über 200 Meter, 14,26 Sek. über 100 Meter und zwei erste Plätze.

Die Leichtathletik erst spät entdeckt

Gert Brenner, Jahrgang 1952, entdeckte erst im fortgeschrittenen Alter die Liebe zum Sport. „Eigentlich wollte ich nur die Kinder zum Sport bringen“, erzählt er. „Dann habe ich mit 42 Jahren in der Sportabzeichengruppe mit der Leichtathletik angefangen. Ich hatte Glück, dass ich mit Stefan Holz trainieren konnte.“ Dass Brenner läuferisches Talent hat, wurde erkannt – und gefördert. Brenner wird seit Anbeginn von Peter Horziella trainiert. „Ihm verdanke ich sehr viel.“

Dass er jetzt einen derart erfolgreichen Saisonhöhepunkt erleben durfte, kann Gert Brenner noch kaum glauben. „Wegen einer Verletzung und der Coronapause war ich zweieinhalb Jahre ohne Wettkampfpraxis. Ich habe mich gewundert, dass jetzt so ein Wettkampf möglich war. Mit meinen Leistungen bei der WM bin ich natürlich hochzufrieden.“ Zu den beiden Titeln mit der Staffel kommen noch einige Platzierungen: Über 100 Meter verpasste Brenner als Zehnter (14,30 Sek.) das Finale nur knapp. Über 200 Meter kam er im Finale als Achter (30,03 Sek.) ins Ziel, und über 400 Meter stieß er bis ins Semifinale vor, wo er schließlich als Elfter in 1:11,42 Min. gestoppt wurde.

Die Amerikaner auf Distanz gehalten

In der Besetzung Zygmund Bogdan (LAV Stadtwerke Tübingen), Gert Brenner (LG Filder/TSV Bernhausen), Heinrich Latz (Scheven/Nordeifel) und Karl Dorschner (TV 1848 Coburg) hat die DLV-Staffel in 4:33,88 Min. die Amerikaner, die stärksten Konkurrenten auf der Bahn, über 4x400 Meter „auf Distanz gehalten“, berichtet der zweifache Weltmeister. Ähnlich auch der Lauf über 4x100 Meter, den Brenner als Startläufer absolvierte. Nach ihm sprinteten Karl Dorschner, Winfried Heckner (STV Hünxe) und Zygmund Bogdan über die Tartanbahn. Bei 54,97 Sek. blieb die Stoppuhr für die neuen Weltmeister in der Klasse M70 stehen.

Kaum war die Ziellinie überquert, trudelten auch schon die ersten Glückwünsche auf dem Handy des Bernhäusers ein. „Unsere Gruppe, die montags und mittwochs im Fleinsbachstadion trainiert, hat die Wettkämpfe live im Internet verfolgt“, erzählt Brenner. Die Digitalisierung macht’s möglich. In Finnland konnte sich Gert Brenner derweil voll auf die Wettkämpfe konzentrieren. „Das Organisatorische hat meine Frau Dorothea erledigt. Das war mir eine große Hilfe“, sagt der Leichtathlet, der daheim im Stadion „immer bei technischen Dingen kompetent dabei ist“, weiß Clubchef Jochen Köker, auf wen er sich verlassen kann. „Gert Brenner sehe ich als Vorbild!“

Beeindruckt ist der Sprinter von der Unterstützung, die die Verbände anderer Nationen ihren Senioren-Athleten angedeihen lassen. „Ganz vorn sind da die USA, Großbritannien und Italien zu nennen“, erzählt Brenner. Er findet es „schade, dass der DLV uns so wenig unterstützt“. So schreibe der Verband zwar vor, dass die Teilnehmer an internationalen Wettkämpfen die aktuellen Trikots tragen müssen – „bezahlen dürfen wir sie aber aus der eigenen Tasche, ebenso den Masseur“, kritisiert er.

Drittes Gold unter fremden Füßen

Eine kleine Anekdote zu den Weltmeisterschaften erzählt Gert Brenner ganz nebenbei: In seinen Spikes steckt nicht nur zweimal Gold. Mit ihnen sprinteten fremde Füße zu einer dritten Goldmedaille. Karl Dorschner war verzweifelt. Ihm war vor dem 400-Meter-Finale seine Sporttasche abhandengekommen. Da Brenner und Dorschner beide die gleiche Schuhgröße haben, holte Gert Brenner kurzerhand im Laufschritt seine Spikes aus dem nahegelegenen Hotel. Sie passten – und trugen Dorschner nach 2016 zu seinem zweiten Einzeltitel (61,21 Sek.) bei einer Weltmeisterschaft und zum dritten Titel in Tampere.