Starke Leistungen und rekordverdächtige Teilnehmerzahlen beim Internationalen Junioren-Mehrkampfmeeting in Bernhausen
33,4 Grad zeigte das Thermometer des nahegelegenen Stuttgarter Flughafens am Sonntag um 17 Uhr - Sonne und warmes Wetter begleitete die rund 200 Teilnehmerinnen und Teilnehmer beim traditionellen Juniorenmeeting im Fleinsbachstadion - und beflügelte einige Athleten zu Höchstleistungen beim Qualifikationswettkampf für internationale Meisterschaften.
Fred Isaac Fleurisson stößt in den 8.000er-Club vor
In der männlichen U23 schafft Fred Isaac Fleurisson (Eintracht Frankfurt) erstmals eine Leistung über 8.000 Punkten: Neue Bestleistungen im Hochsprung (2,10 Meter), Weitsprung (7,47 Meter), Speerwurf (61,68 Meter) und Kugelstoßen mit den Männer-Gewichten verschafften ihm beim abschließenden 1.500 Meter-Lauf eine komfortable Position, die er bei den heißen, herausfordernden Bedingungen zu insgesamt 8.005 Punkten veredeln konnte. Sehr beeindruckend war hier insbesondere sein 110m Hürden-Lauf (14,02 Sekunden). Sichtlich auf Sicherheit bedacht, konnte er hier mit vorzüglicher Technik als Hürdenspezialist die Konkurrenz und seine alte Bestleistung im Zehnkampf weit hinter sich lassen. Hinter ihm sicherten sich Friedrich Schulze (Königsteiner LV) und Roman Jocher (SSV Ulm 1846) die weiteren Podestplätze und mit jeweils um 7.700 Punkten damit die U23-EM-Norm.
Auch bei der weiblichen U23 konnte im Lager der starken Eintracht Frankfurt gejubelt werden: Marie Jung schaffte mit 5.871 Punkten die Qualifikation für die U23-EM in Bergen (Norwegen). Die baden-württembergische Sandrina Sprengel (LG Steinlach-Zollern), im Vorbericht noch als Favoritin deklariert, konnte nicht an den Start gehen.
Emma Kaul glänzt in der U20
Hochspannung im Lager der Athletin des USC Mainz vor dem abschließenden 800 Meter-Lauf: Erstmalig steht die deutsche U20-Meisterin aus dem vergangenen Jahr vor der Marke von 6.000 Punkten. Die Taschenrechner liefern die dafür notwendige Zeit von ca. 2:12,88min. Vier Sekunden unter Bestleistung und das unter den heißen Bedingungen des Wochenendes - eine Herkulesaufgabe, die die junge Athletin annimmt. Bis auf den letzten Metern bleibt es spannend, ehe die Auswertung für Jubel sorgt: Sieben Hundertstelsekunden entsprechen einem Punkt, und dieser Punkt hebt sie bei einer Zeit von 2:12,81min auf insgesamt 6.001 Punkte. Große Euphorie über diese Top-Leistung und Wiedergutmachung mit Bernhausen: Im vergangenen Jahr verletzte sie sich beim Weitsprung an Tag 2 und musste ihre Träume von der U20-WM begraben.
Nach Tampere zur EM wird sie gemeinsam mit Anna Hinkelmann (SV Halle) und Anna-Elisabeth Ehlers (Bayer 04 Leverkusen) fahren dürfen. Letztere konnte mit 1,80m im Hochsprung glänzen. Anna Hinkelmann, die Siegerin in Bernhausen von 2023 (U18), Anna Hinkelmann begeisterte durch 23,61 Sekunden über 200 Meter - eine hervorragende, aber leider windunterstützte Zeit, die daher keinen Eingang in Bestenlisten finden wird. Für Maresa Hense (LG Sempt), die die abschließenden 800 Meter gemeinsam mit Emma Kaul vorneweg lief, fehlten nur 50 Punkte (3,5 Sekunden) auf die Athletin aus Leverkusen: Sie konnte sich in einem sehr spannenden Rennen nicht entscheidend absetzen und erreicht mit 5.642 Punkten nur Platz 4.
In der männlichen U20 sichert sich Paul Günther (SV Halle) mit 7.627 Punkten den Sieg und verweist Moritz Bartko (SC Potsdam) und Leon-Joel Clair (SV Halle) auf die Plätze 2 und 3. Verschmerzbar: Auch diese beiden dürfen mit zur EM nach Tampere.
15-jährige Svea Funck dominiert die U18
Das 1991 eingeführte European Olympic Festival (EYOF) findet alle zwei Jahre statt, jeder Jahrgang hat daher in der Regel nur einmal die Chance, sich für einen Platz zu qualifizieren. Aufgrund des besonderen Charakters der Veranstaltung ist es besonders schwer, diesen zu erhalten: Es wird auch nur ein Platz vergeben. Grundsätzlich ein Vorteil für die geraden Jahrgänge, die im Jahr der Qualifikation ein Jahr älter sind, jedoch kein Problem für Svea Funck. Die junge Walsroderin (Niedersachsen) dominierte die Konkurrenz von Beginn an: 13,68 Sekunden über 100 Meter Hürden und 1,76 Meter im Hochsprung sorgten für einen Vorsprung von über 200 Punkten nach nur zwei der sieben Disziplinen. Diesen brachte sie souverän ins Ziel - 2:19,67 Sekunden über 800 Meter bedeuten eine weitere Bestleistung, insgesamt 5.773 Punkte und die Qualifikation für das EYOF in Skopje (Nordmazedonien).
Bei den Jungs holte sich Damian Leinhäuser (SV Leonardo da Vinci Nauen) mit 7.146 Punkten das Ticket, der über den gesamten Wettkampf beeindruckende Konstanz zeigte. Sehr gut beispielsweise sein Speerwurf über 58,20 Meter. Bei ihm hatte sich das Training über das Jahr besonders gelohnt: Im vergangenen Jahr kam er lediglich auf Platz 16, nun deklassierte er die Konkurrenz. Es wird sehr spannend, seine weitere Entwicklung zu verfolgen.
Hinter ihm holt ein Österreicher einen starken zweiten Platz des Meetings: Antoni Graczyk (TGW Zehnkampf-Union) steht für die wieder zahlreich vertretenen ausländischen Starter, die dem Meeting einen internationalen Rahmen verleihen. Mit 4,50 Metern im Stab und 14,54 Sekunden über die 110 Meter Hürden konnte er Referenzmarken setzen.
Bernhäuser Athleten auf der großen Bühne
Mit solchen Wettkämpfen im Rampenlicht der Bundestrainer erfahren ist der Bernhäuser Moritz Eisold (U23). Der Sieger des Juniorenmeetings in der U23 im vergangenen Jahr und Dritte bei den Deutschen Meisterschaften im Zehnkampf 2023 erreichte mit 6.814 Punkten bei einer massiv stärkeren Konkurrenz einen guten fünften Platz und eine Steigerung der Punktzahl im Vergleich zum Vorjahr. Im 100 Meter-Lauf kam er mit 11,25 Sekunden und im Diskuswurf mit 44,14 Metern knapp an seinen Bestwert heran, wird allerdings aus dem Wettkampf mit gemischten Gefühlen gehen.
Gemeinsam mit Pascal Schnepp (Bonlanden) bildeten er und Micha Seidel (ebenfalls Bernhausen) eine Mannschaft der LG Filder. Diese holte mit 17.409 Punkten Platz 4 in der Gesamtwertung.
Für Micha Seidel (Männer) war es ein sehr zufriedenstellender Wettkampf. Nach weniger Training in den Wintermonaten hat ihn die Lust am Kräftemessen im Zehnkampf im Frühjahr wieder gepackt und seine Arbeit zeigt deutliche Erfolge: 5.035 Punkte bedeuten nicht nur eine PB sondern auch eine satte Steigerung zum Vorjahr, die zeigt, welches Potenzial noch freigesetzt werden kann. Diese Erfolge zeigen sich auch in den Einzeldisziplinen: Sieben Bestleistungen in den zehn Disziplinen sprechen eine eindeutige Sprache, darunter beispielsweise 6,01 Meter im Weitsprung (die mit 1,9m/s Rückenwind auch bestenlistentauglich sind) und 15,86 Sekunden über die bei vielen Startern gefürchteten 110 Meter Hürden, die seine Paradedisziplin darstellen.
Felix Grüb (Männer) erlebte einen Wettkampf mit Höhen und Tiefen: Neue Bestleistungen über 100 Meter, im Kugelstoßen und über 110 Meter Hürden waren Grund zur Freude, insbesondere macht sich das Hürdentraining bezahlt, da der ambitioniertere Rhythmus langsam aber sicher länger durchgehalten werden kann. Jedoch bremsten ihn insbesondere bei den Sprungdisziplinen Beschwerden im Fuß, die jedoch trotzdem eine neue Bestleistung im Zehnkampf nicht verhindern konnten: 4.497 Punkte standen am Ende in der Wertung - weitere Wettkämpfe sind sicher schon in Planung und werden spannend zu beobachten sein.
Valentin Schwingenschlögl (U18) trat lediglich am ersten Tag an und erreichte im Fünfkampf 2.455 Punkte und neue Bestleistungen, beispielsweise im Hochsprung (1,57m) und über 400m (54,18s).
Top-Leistungen auch neben dem Platz
Das Spektakel im Wettkampf mit den Bestleistungen von Top-Athleten wie Fred Isaac Fleurisson und Emma Kaul ist attraktiv für jede Zuschauerin und jeden Zuschauer und wir freuten uns, an den zwei Tagen auch zahlreiche Besucher begrüßen zu dürfen. Durch die zahlreichen Personen am Platz entstand wieder eine sehr schöne Atmosphäre.
Ein ganz besonderer Dank geht an alle, die selbst Hand angelegt haben: Sei es als Helfer während des Aufbaus am Feiertag (Donnerstag) und Freitag, als Kampfrichter während der Veranstaltung, als Grillmeister oder im Wettkampfbüro - und an die Ehrenamtlichen der LG Filder für die Organisation der Veranstaltung.
Ohne euch wäre eine Veranstaltung wie diese nicht möglich und im Namen aller Athleten, Betreuer und Zuschauer würden wir uns freuen, euch nächstes Jahr wieder zu sehen.
Bericht: Enrico Eggert
Bilder: N. Leven und Silas Ottenbacher